Kein Mut zur Lücke – So gefährlich ist die „thigh gap“
Wir von vitafy fühlen uns dazu berufen, Menschen aller Altersgruppen einen gesunden und aktiven Lebensstil näherzubringen. Auf dem Weg unserer Mission stoßen wir leider oft auf Fehlinterpretationen und gefährliche Modeerscheinungen, die im Internet groß angepriesen werden. So sind wir auch auf das Phänomen der „thigh gap“ gestoßen, eine deutlich sichtbare Lücke zwischen den Beinen von aufrecht stehenden Frauen mit geschlossener Fußstellung, die von vielen sportbegeisterten, jungen Frauen als erstrebenswert gilt. Doch die „thigh gap“ zeugt nicht unbedingt von einem gesunden Lebensstil – wir klären auf, warum nicht jeder eine „thigh gap“ haben kann und sollte.
Thigh Gap - Mut zur Lücke?
Volles Dekolleté, schöne Haare, praller Po, flacher Bauch und jetzt auch – die „thigh gap“. Das sind die allgegenwärtigen Schönheitsideale, doch vor wenigen Jahren kannte die „thigh gap“ noch nieamand. Als Internetphänomen geboren, ist die Lücke zwischen den Beinen zum glorifizierten Ideal vieler Mädchen geworden.
Während viele Werbeanzeigen, Celebrity Social Media Accounts und Blogs die “thigh gap” belobigen und verherrlichen, sind Kritiker aufgebracht. Sie glauben, dass das Massenmarketing der „thigh gap“ die Entwicklung von Essstörungen fördert. Im Vergleich zu konventionellen Schönheitsidealen, wie beispielsweise ein flacher Bauch oder lange Haare, ist die „thigh gap“ nämlich für viele Frauen rein physisch betrachtet ein unerreichbares Körperideal – das zu gefährlichen und extremen Hungerkuren verleitet.
Viele Social Media Plattformen haben schon begonnen, die User vor dem gefährlichen Trend zu schützen, indem sie Hashtags mit dem Begriff "thigh gap" löschen oder mit einem Warnhinweis versehen. Wir haben den Selbstversuch gewagt und einen der Warnhinweise wohlwollend weggeklickt. Postwendend wurden wir zu Seiten und Blogs weitergeleitet, die Bilder von erschreckend dürren Mädchen zeigen und Essstörungen verherrlichen– allesamt mit der berüchtigten Lücke zwischen den dünnen Zahnstocherbeinchen. Diese Erfahrung war uns Anlass genug aufzuklären, was es mit der „thigh gap“ wirklich auf sich hat.
Es gibt „gesunde“ Frauen mit einer „thigh gap“
Nicht jede Frau mit „thigh gap“ ist krank oder lebt einen ungesunden Lebensstil – manche gesunde und sportliche Frauen haben von Natur aus die berüchtigte Lücke zwischen den Beinen, ohne dabei obsessiv einem Schönheitsideal nachlaufen zu wollen. Für diese Menschen ist die "thigh gap" nur ein normaler Aspekt ihres Erscheinungsbildes – gesundheitlich unbedenklich.
Eine biologisch natürliche “thigh gap” ist selten
Die Medien lassen die “thigh gap” als kulturellen Standard erscheinen, etwas, das jede Frau hat oder haben kann. Dabei hat nur ein geringer Prozentsatz der Frauen tatsächlich eine solche Lücke. Für alle anderen ist es mit gesundheitlichen Risiken verbunden - beziehungsweise gänzlich unmöglich - sich eine „thigh gap“ anzutrainieren und sollte demnach nicht als Ziel gesetzt werden.
Genau wie unsere Körpergröße oder Haarfarbe ist die “thigh gap” von den Genen abhängig
Die Knochenstruktur alleine legt fest, ob es physisch möglich ist eine “thigh gap” zu haben. Viele Frauen, deren Knochenstruktur keine zulässt, würden so an einem sicheren Hungertod sterben, bevor sie die ersehnte Lücke zwischen den Beinen erblicken – dass es trotz allem viele Frauen durch Hungerkuren versuchen und ihren Körper auszehren ist alarmierend.
Das erste biologische und genetisch festgelegte Merkmal, das eine eventuelle Lücke zwischen den Beinen festlegt, ist die Breite der Hüfte und der Winkel der Oberschenkelknochen. Frauen mit einem weiteren Becken können daher Oberschenkelknochen haben, die weiter auseinanderstehen, während Frauen mit einem nicht so breiten Becken oft Oberschenkelknochen haben, die näher zusammenstehen und deshalb die Lücke schließen. Der Anteil an Muskeln und Fett spielt hierbei eine untergeordnete Rolle und somit kann das Phänomen „thigh gap“ von vielen Frauen nicht durch Ernährung oder Sport umgesetzt werden.
Das zweite Merkmal ist der Körpertyp. Viele Menschen haben Probleme damit, an Gewicht zuzulegen – ganz gleich ob es Fett oder Muskeln sind. Menschen eines solch natürlichen Körpertyps - sogenannte „hardgainer“ - haben eher eine Lücke zwischen den Beinen. Da Frauen biologisch bedingt dazu neigen, besonders in Hüft- und Oberschenkelregionen Fett zu deponieren, wird eine „thigh gap“ nicht mehr sichtbar.
Muskulös oder mager?
Das kann man sich beim Anblick von Frauen mit “thigh gap” kaum fragen, denn das dritte entscheidende Merkmal, ob eine Frau eine sichtbare “thigh gap” hat oder nicht, ist die Muskelmasse. Der größte Muskel im menschlichen Körper ist der Quadrizeps – völlig selbsterklärend, dass die Lücke der „thigh gap“ bei trainierten Beinen nicht mehr vorhanden ist.
Unsere Meinung: Die “thigh gap” ist keinesfalls erstrebenswert
Schönheitsideal hin oder her: Wir sind der Meinung, dass die “thigh gap” - sollte man nicht von Natur aus mit ihr “gesegnet” sein – kein glorifizierbares Ideal ist, das man verfolgen sollte. Muskulöse Beine erfordern hartes Training und eine gesunde und ausgewogene Ernährung, sie sind die Früchte wirklicher Anstrengung. Eine erzwungene „thigh gap“ erfordert jedoch Verzicht, um einen Verlust an Muskel- und Fettmasse herbeizuführen. Aus unserer Sicht kein Ziel, auf das man stolz sein sollte. Nicht einmal auf chirurgischem Weg ist es möglich, eine „thigh gap“ zu erreichen, da man die Knochenstellung im Körper (glücklicherweise) nicht ändern kann. Und letzten Endes ist die Lücke dann doch nicht mehr als eine Modeerscheinung, die wieder vorbei gehen wird.